Ultranet: juristische Kontrolle unausweichlich  


Vor über 15 Jahren wurde die Planung für die Ultranet-Trasse von der Betreiberfirma Amprion begonnen. Seit dieser Zeit begleitet die Stadt Eppstein das Vorhaben konstruktiv mit eigenen Vorschlägen, aber auch kritisch. Ultranet ist eine auf einem Masten geführte Gleichstrom- und Wechselstromleitung. Das hat es zuvor noch nie gegeben und Langzeitstudien gibt es nicht. „Wir haben die Ängste der Menschen von Anfang an sehr ernst genommen“, so Bürgermeister Alexander Simon. Sehr frühzeitig hat sich die Stadt Eppstein mit einer kleinräumigen Verschwenkung der Trasse bei Bremthal und Niederjosbach eingebracht. Weniger als 20 Meter von der Wohnbebauung befindet sich die Leitung beispielsweise in Bremthal. Hier muss ein Mast sogar baulich deutlich erhöht werden. Als eine von zwei Kommunen in Deutschland war es der Burgstadt gelungen, den 1.000 Meter breiten Trassenkorridor im Rahmen der Bundesfachplanung zu verlegen. „Hier war ein sehr tiefes Fachwissen und juristische Druck von Nöten“, so Simon. Später änderte die vorherige Bundesregierung die rechtlichen Grundlagen und verfügte, dass alle Planungen, die weiter als 200 Meter von der Bestandstrasse entfernt sind, nicht geprüft werden müssen. Es kam zum formalen Ausschluss dieser Vorschläge. „Dieses grobe Foul wäre im Fußball sofort mit einer roten Karte belegt worden“, so der Bürgermeister. Die Stadt Eppstein überarbeitete ihre Vorschläge in Windeseile und änderte die vorgeschlagene Verschwenkung auf 199 Meter. Im Ergebnis scheint es so, als würden alle Ideen und Vorschläge der Kommunen, der Bürgerinitiativen und der Menschen vor Ort abgelehnt. „Die Argumente sind fadenscheinig: es sei schlimmer, jemanden erstmalig zu belasten, als wenn ein belastetes Umfeld noch mehr belastet wird. Mit dieser Argumentation wurden unsere Vorschläge seitens der Betreiberfirma abgelehnt,“ so Simon.

 

Dabei hatten zunächst „gute Gespräche“ mit der Amprion und der Stadt Eppstein stattgefunden. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie selbst der Firmenvertreter uns bei den Alternativrouten bestärkte. Heute wissen wir: das war Pokerface. Das Schutzgut Mensch zählt hier nicht, die Firma Ampion hatte nie ein Interesse, den Menschen vor Ort zu helfen.“ Besonders ärgerlich für Eppstein: für das weitere Stromnetzausbauvorhaben, den Rhein-Main-Link, hat die gleiche Betreiberfirma einen Teil der Eppsteiner Idee für Ultranet genutzt und schickt auf dieser Trasse die zweite Höchstspannungsleitung durch Eppstein. „Wir werden dadurch wahrscheinlich das für uns sehr wichtige geplante neue Gewerbegebiet verlieren“, so Simon.

 

Die Bundesnetzagentur gab am 31. Oktober 2025 eine Meldung mit der Überschrift „Meilenstein: Stromleitung Ultranet vollständig genehmigt“ heraus, der eigentliche Planfeststellungsbeschluss ist aber noch nicht bekannt. Hierzu teilt die Bundesnetzagentur mit, dass dieser am 10 November 2025 veröffentlicht werde. „Zu verkünden, es ist alles genehmigt, dann aber alle im Dunkel zu lassen, was eigentlich genehmigt wurde, macht mich fassungslos“, so der Bürgermeister.

 

Die Stadt Eppstein möchte die politischen Mandatsträger in der Dezember-Sitzung über die Bereitstellung von Geldern für eine Klage entscheiden lassen. „Die Zeichen sprechen für eine juristische Kontrolle des Planfeststellungsbeschlusses“, so Simon, der ein gemeinsame Vorgehensweise mit einer Bürgerinitiative und anderer Kommunen vorschlägt.